Pellet 550 revisited

 

Jens Bohle

 


Unsere große Nachbargalaxie im Sternbild Andromeda offenbart schon in Teleskopen ab etwa 6 bis 8 Zoll Öffnung einige interessante Details und so haben Amateure oft über Sichtungen von Kugelsternhaufen und anderen Sternhaufen berichtet. Die Kugelsternhaufen können meist als punktförmige, in einigen Fällen sogar als flächige Objekte wahrgenommen werden. Neben G 231 und G 233 zeigt besonders der hellste Kugelsternhaufen G1 (oder auch Mayall II genannt) schon bei 400facher Vergrößerung seine flächige Gestalt. Darüber hinaus sogar eine Helligkeitszunahme zum Zentrum wie wir es von vielen galaktischen Kugelsternhaufen kennen [1]. Jedoch erscheinen die meisten Kugelsternhaufen im Teleskop sternförmig. Anders bei den übrigen Sternhaufen welche oft eindeutig als flächige Aufhellungen zu erkennen sind. Einer dieser Sternhaufen ist der im Atlas von Paul Hodge [2] als C 410 geführte Sternhaufen. C 410 liegt mitten in der vielleicht hellsten HII- Regionen in M 31, Pellet 550 [3]. In der Nachbarschaft finden wir noch die beiden Kugelsternhaufen G 272 (14,8 mag v, Ø 3,4 '') und G 280 (14,2 mag v, Ø 2,7 '') Alle Objekte sind in der Assoziation A 33 etwa 19 Bogenminuten ostnordöstlich des Zentrums von M 31 zu finden (Abbildung 1).

Hodge

Abbildung 1: Ein Ausschnitt aus dem „Hodge-Atlas“. Die Kantenlänge der Aufnahme beträgt etwa 28 Bogenminuten.

Somit sind in einem Okulargesichtfeld von weniger als 5 Bogenminuten schon mindestens drei extragalaktische Sternhaufen gleichzeitig sichtbar. Bei genauer Recherche entpuppt sich C 410 sogar als Doppelhaufen. Die in [3] und [6] publizierten Aufnahmen zeigen direkt nordöstlich einen weiteren Sternhaufen welcher in [6] als Haufen #46 verzeichnet ist. Vermutlich verschmelzen beide Sternansammlungen im Okulargesichtsfeld was den Eindruck einer ca. 20 Bogensekunden messenden länglichen Aufhellung ergibt. C 410 ist mit -10,9 mag (555 nm) Absoluthelligkeit schon ein recht stattliches Exemplar und zählt zu den so genannten „YMC“ den „Young Massive Clustern“. Diese sind sie auch in anderen Galaxien zu finden. Viele davon sind dem Sternfreund mit großem Teleskop zugänglich und von mir auch schon beobachtet (Z. B. in IC 1613 oder NGC 6822). Vergleicht man C 410 mit Sternhaufen in unserer eigenen Galaxie, scheinen Westerlund 1 oder der Quintuplet- Sternhaufen mit C 410 vergleichbar zu sein. Charakteristisch ist das relativ geringe Alter dieser sog. YMC und deren geringes Alter. Von Offenen Sternhaufen unterscheiden sie sich neben dem Alter auch durch ihre größere Masse. Ein anderes Merkmal dieser YMC ist deren aus den O- Sternen resultierende blaue Farbe welche auf Fotografien gut zu erkennen ist. Diese Färbung bleibt dem visuellen Beobachter aber natürlich verborgen.

Baade & Arp erstellten 1964 den ersten Katalog von Emissionsgebieten in M 31. Dieser zählte 688 Objekte. Später listet der französische Astronom Andre‘ Pellet 981 HII- Regionen in M 31 welche er Ende der 1970er- Jahre katalogisierte [4]. Die bislang umfangreichte Durchmusterung (Stand 06/ 2012) wurde 2011 vorgestellt und listet fast 4000 Emissionsgebiete [5]. C 410 ist Bestandteil eines Komplexes aus mindestens 10 YMC welche allesamt die HII- Region Nr. 550 zum Leuchten anregen. Für „M 31- Verhältnisse“ ist Pellet 550 sicher ein auffälliges Objekt und zählt neben dem zunächst als Kugelsternhaufen fehlgedeuteten BH 5 zu den leuchtkräftigsten Regionen [5] und [7]. Mittels Aladin und einer POSS-Rotaufnahme bestimmte ich die Ausdehnung der Region auf ca. 50 Bogensekunden im Durchmesser. Pellet 550 ist auf vielen fotografischen Amateuraufnahmen als sehr kleines, leuchtendes Gebilde samt involvierten Sternhaufen zu sehen. Verglichen mit anderen HII- Regionen wie etwa den Emissionsgebieten in M 101 oder M 33 allerdings kaum auffällig.

In der Literatur findet man zwei Gründe für die relativ bescheidenen Emissionsgebiete in M 31: Die Neigung der Andromedagalaxie zur Sichtlinie des Beobachters ist ein Grund. Schauen wir z. B. bei M 33 fast direkt auf die Spirale („face on“) so macht es die Inklination von M 31 mit 12,5° einem Beobachter schon schwieriger. M 31 erinnert doch schon fast an eine Galaxie auf deren Kante wir sehen („edge on“). Der andere Grund ist auch die Intensität der Emissionsregionen in M 31. Diese sind z. B. um den Faktor 3,5 kleiner als die Intensitäten der HII-Regionen in M 33 welche ja teilweise sogar Einzug in den NGC gefunden haben!

All diese Faktoren erschweren die visuelle Beobachtung. Hinzu kommt, dass Pellet 550 auf den blauen POSS-Aufnahmen kaum zu erkennen ist – also schlechte Karten für visuelle Beobachter?

In der Tat gibt es zu Emissionsgebieten in M 31 kaum dokumentierte Beobachtungen. Mitte der 90er Jahre waren diverse HII- Region ein Beobachtungsziel meiner damaligen ausführlichen M 31 -Durchmusterungen mit meinem 20 Zoll-Dobson-Teleskop. Unter besseren Bedingungen versuchte ich es nochmals 2011 mit meinem Dobson, diesmal von der Kanareninsel La Palma. Die Skizze in Abbildung 3 dokumentiert meinen Beobachtungseindruck bei 321facher Vergrößerung unter einem bescheidenen 5,9 mag-Himmel in den 90er Jahren. Doch auch 2011, unter „gutem palmerischen“ Himmel, sah es nicht anders aus. Wie damals reagierte die Region um C 410 auf den UHC-Filter. Jedoch war ich mir nicht ganz sicher, ob es nun das abgeschwächte Licht des Sternhaufens oder tatsächlich um das Leuchten des Emissionsgebietes handelte. Fest steht, dass mit und ohne Filter an der Stelle etwas zu erkennen war. Vielleicht habe ich ja die Neugierde einiger erfahrener Beobachter mit größerem Teleskop und / oder besseren Augen geweckt. Über Informationen zu Beobachtungsergebnissen würde ich mich sehr freuen!

C410

Abbildung 2: Skizze der beiden Kugelsternhaufen und des Sternhaufens C 410 bei 321facher Vergrößerung in einem 50cm- Teleskop

 
Literaturhinweise:

[1] Bohle, Jens: Mayall II - der Außenseiter in M 31, Vds-Journal Nr. 10 (2003), S. 71 – 73

[2] Hodge, Paul W.: Atlas of the Andromeda Galaxy / University of Washington Press 1980 http://ned.ipac.caltech.edu/level5/ANDROMEDA_Atlas/frames.html

[3] Brandner, W.Bik, A.Rochau, B.Gennaro, M.Kudryavtseva, N.Stolte, A.;Hussmann, B.;Zinnecker, H.: Massive Stellar Content of Stellar Clusters in M 31's Giant HII Region Pellet 550, http://sca.iaa.es/sites/sca.iaa.es/files/proceedings/2011SCA_p215-219.pdf

[4] Pellet, A.; Astier, N.; Viale, A.; Courtes, G.; Maucherat, A.; Monnet, G.; Simien, F.: A survey of H II regions in M31, 1978 A & AS, 31, 439 P

[5] Mohaddesseh AzimluRyan MarciniakPauline Barmby: A New Catalog of HII Regions in M 31, http://www.noao.edu/meetings/m31/files/princeton2012_hand.pdf

[6] Hodge P.; Krienke O.K.; Bianchi L.; Massey P.; Olsen K.: A photometric catalog of 77 newly recognized star clusters in M31, Publ. Astron. Soc. Pac., 122, 745-752 (2010)

[7] Barmby, P. and Huchra, J. P.: M 31 Globular Clusters in the Hubble Space Telescope Archive. I. Cluster Detection and Completeness, 2001, AJ, 122, 2458

 
 
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