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Bavarian nights 

Jens Bohle

Teleskoptreffen bieten immer wieder die Gelegenheit sich ausführlich mit dem Thema Astronomie zu beschäftigen. So konnte ich in diesem Jahr das Bayerische Teleskopmeeting am Osterberg / Pfünz und eine anschließende Beobachtungsnacht im Voralpenland dank des ausgezeichneten Wetters für einige astronomische Beobachtungen nutzen. Die nachfolgend dokumentierten Beobachtungen sind mit meinem 508/ 2248mm Dobsonteleskop durchgeführt worden.

M 27 mit Halo:

Am 23.8.00 erlaubte ein zunächst außergewöhnlich guter Himmel (Zentralstern in M 57 fast dauernd mit unadaptiertem Auge im 20 Zoll Dobson sichtbar!) eine m.E. außergewöhnliche Beobachtung. Nach mehreren visuellen Beobachtungen des M 57-Halo, war nun der weitaus schwächere M 27-Halo an der Reihe. Diese Halostrukturen, die man bei jedem zweiten PN entdeckt hat, gehen auf Massenverluste zurück, denen ein Roter Riesenstern am Ende seines Daseins erliegt und in Form eines Sternenwindes abstößt. Dadurch entsteht eine Hüllenstruktur um den sterbenden Stern und somit auch späteren PN. ‚Sehen‘ kann man diesen Shell aber erst dann, wenn der entstandene PN Körper im Laufe der Zeit durch die Drift etwas ‚dünner‘ wird und somit die energiereiche Lyman-Strahlung (also im ultravioletten Bereich) des Zentralstern den PN durchdringen kann und den äußeren Shell somit zum Leuchten anregt. Als erster entdeckte Duncan im Jahre 1937 diese Strukturen bei M 57. Auf Nebelfilter kann man bei der visuellen Beobachtung dieser Strukturen allerdings verzichten, da sie nicht wie der eigentliche PN stark in der [OIII] Linie emittieren, sondern in den Linien Halpha und [NII] dominieren, jedoch bei diesen benachbarten Linien auch ein unterschiedliches Aussehen zeigen [1]. Auch der Dumbell Nebel (Durchmesser 350'') besitzt eine solche Hülle, welche laut [2] eine Ausdehnung von etwa 907'' hat. Über visuelle Beobachtungen der Hüllenstruktur ist mir nach einigen Recherchen bis Dato nur eine Sichtung aus Skandinavien bekannt, welche mit einem 24'' Teleskop gemacht wurde. Grund für mich es noch mal zu versuchen. Ohne zu wissen ob und was mich erwartet, ging ich ans Werk und visierte den großen PN in Vul an. Die typische Hantelform, wie man sie in kleineren Teleskopen gut erkennen kann, schwindet bei großen Teleskopen sehr schnell, da der Nebel ein rundliches Aussehen annimmt. Schon bei Vergrößerungen um 80fach ist die diffuse Peripherie des Nebels mit seinen ausladenden "Nebelschwaden" sehr auffällig. Erstaunlich deutlich konnte ich dann bei leichtem „field sweeping“ am Ostrand eine nord-süd elongierte Aufhellung (~2' Länge) deutlich außerhalb des eigentlichen PN Körpers wahrnehmen. Diese Aufhellung nördlich eines 10mag Sterns war bei 5mm AP (107fach) am deutlichsten. Bei höheren Austrittspupillen war sie weniger deutlich (6mm) bis unsichtbar (8mm). Bei kleineren Austrittspupillen (4mm, 3mm) konnte ich ebenfalls nichts mehr wahrnehmen. Bei Benutzung von Filtern (UHC und [OIII]) verschwand der Nebelfleck. Da ich zunächst sehr skeptisch bezüglich der Sichtung war, bat ich meinen Mitbeobachter und BTM Organisator Uli Zehndbauer seinen Eindruck von M 27 zu schildern. Sowohl die Aufhellung, Position und Elongation wurden von ihm definitiv bestätigt. Eine zweite Sichtung in den folgenden Nächten konnte wegen leicht dunstigem Himmel nicht mehr wiederholt werden. Die POSS II Aufnahme bestätigte mir dann unsere Beobachtung.

 

Links und rechts eine Aufnahme von M 27 aus dem POSS. Auf beiden Aufnahmen erkennt man die äußeren Hüllenstrukturen. Zur Verdeutlichung habe ich die rechte Aufnahme gestreckt und die beobachtete Stelle im PN-Halo mit dem Pfeil markiert. 

NGC 6543 mit Halo: 

Dieser sehr prominente PN im Drachen (8,8mag) der auch "Cat´s Eye Nebula" genannt wird, zeigt auf langbelichteten Aufnahmen eine sehr deutliche Verdichtung außerhalb des eigentlichen PN Körpers. Auch hier haben wir es wieder mit einem bei PN verbreiteten Halo zu tun. Diese Verdichtung, die sich außerhalb des eigentlichen PN Körpers befindet, ist im Index Katalog noch als Galaxie identifiziert worden (IC 4677). Später konnte man die wahre Natur des Objekts erkennen. Der PN misst im Durchmesser ca. 20'' ohne und 300'' mit Halo. Beim Blick durchs Teleskop im mittleren Vergrößerungsbereich (~200fach), fällt der für PN verhältnismäßige sehr helle 11mag Zentralstern auf. Sehr hell auch der eigentliche PN Körper, der, nicht wie auf Fotografien, rundlich, sondern eher oval mit diffusen Ausläufern Richtung Nord und Süd erschien. Geschätzte 2' westlich des Nebels war ein diffuser ost- west elongierter Fleck bei 321facher und 432facher Vergrößerung zu sehen, der nicht auf Nebelfilter ([OIII] und UHC) ansprach. Dies ist die Verdichtung im Halo. Diese Verdichtung war zunächst nur indirekt, später auch direkt zu sehen. Darüber hinaus, allerdings am visuellen Limit, war ein stellarer Spot inmitten der Halokondensation zu sehen (-50% der Zeit). Diesen Spot konnte ich auf Aufnahmen in [2] und dem POSS II Bild nicht wiederfinden. Vermutlich handelt es sich um eine kompakte Kondensation innerhalb des Halobereiches. Die Bestätigung der visuellen Eindrücke erfolgte durch Parallelbeobachtungen und Zeichnungen von Frank Richardsen (ebenfalls mit 20 Zoll Öffnung). Einen Bericht speziell über NGC 6543 finden Sie hier.

NGC 6543 und der die auffällige Kondensation IC 4677. 432fache Vergrößerung und 9 Bogenminuten Felddurchmesser

IC 10:

Diese kleine Galaxie in Cas ist eine der 34 Mitglieder unserer Lokalen Gruppe. Sie ist ca. 660 kpc von uns entfernt. Ihre scheinbare Größe entspricht 6'.3 * 5'1 (RC3). Durch ihre geringe Flächenhelligkeit läßt sie sich, wie viele Zwerggalaxien der Lokalen Gruppe, am besten bei schwächeren Vergrößerungen beobachten. Dabei spielt, bei ausreichendem Winkeldurchmesser und gleichmäßiger Helligkeitsverteilung in der Galaxie, die Teleskopöffnung nur eine sekundäre Rolle. Eine Sichtung mit 20 cm Öffnung in [3] verdeutlicht dies. So erzielte ich, trotz leichtem Dunst, bei 8 mm Austrittspupille (64fach), das beste Ergebnis. Die Galaxie erschien als diffuser runder Schimmer von gleichmäßiger Helligkeit. In der Mitte der Galaxie steht ein Stern, der ein stellares Zentrum vortäuscht. Weitere Einzelheiten konnten unter diesen Bedingungen (5,5mag im Zielgebiet) nicht erkannt werden. Unter guten Himmelsbedingungen (Transparenz) ist dort sicher mehr zu holen (Dunkelstruktur wie auf POSS II Bild sichtbar ?). 

IC 10 bei 64facher Vergrößerung. Felddurchmesser 60 Bogenminuten

VdB 1:

Dieser recht auffällige Reflexionsnebel in Cas ist laut [4] schon mit 5 Zoll unter Landhimmelbedingungen sichtbar. So wunderte es nicht, daß dieses Objekt mit 20 Zoll sehr deutlich zu sehen ist. Der Nebel involviert eine 3er Gruppe von ~9mag Sternen. Visuell ist ein auffälliger länglicher Bereich (ca. 2,5' Länge) unter leicht dunstigem Himmel (fst 5,6mag in Umi) zu erkennen gewesen. Dieser Bereich zeigt eine dunkle Einbuchtung an der Ostseite. 

VdB 1 bei 64facher Vergrößerung. Felddurchmesser 60 Bogenminuten 

NGC 604: 

Vor zwei Jahren hatte ich dieses auffällige Emissionsgebiet in M 33 schon mal im Visier, um einige der involvierten Sterne zu sehen. Somit war ich gespannt, ob meine Sichtung aus dem Jahre 1998 auch unter nichtalpinen Himmelsbedingungen wiederholt werden kann. Bekannt sind 200 Sterne in dieser Region von denen die hellsten Einzelsterne (~16,0 mag v) durchaus visuell zu erfassen [5] + [6] sind. Bei meiner ersten Sichtung unter Alpenhimmel konnte ich vier Sterne definitiv mehrfach beobachten. Während des diesjährigen BTM wurde NGC 604 parallel mit vier Teleskopen von 16 - 20 Zoll Öffnung beobachtet. Die hellsten zwei Sterne in NGC 604 konnten von Mitbeobachtern schon mit 16 Zoll Öffnung gesehen werden. Vier der Sterne sind mit 18 Zoll zu erkennen gewesen. Ich zählte mit 20 Zoll auch wieder diese vier Sterne. Frank Richardsen konnte bei 1000fach mit 20 Zoll einen fünften Stern erkennen. Alle Sichtungen sind untereinander bestätigt worden.

G55/ 56 in NGC 205: 

In einer der BTM-Nächte mit sehr ruhiger Atmosphäre konnten Beobachtungen mit hohen Vergrößerungen sinnvoll durchgeführt werden. So entschied ich mich, einigen Kugelsternhaufen in NGC 205, der Begleitgalaxie von M 31, zu beobachten. Nach Beobachtungen von G 63 im letzten Jahr, dem zweithellsten GC in NGC 205 [7], sollte nun ein recht markanter "Doppelkugelsternhaufen" im nördlichen Teil der Galaxie beobachtet werden. Im "Atlas of the Andromeda Galaxy" [8] (unter [9] mittlerweile online) sind zwei recht schwache GCs gelistet bzw. abgebildet: G 55/ G56. Dieser Atlas leistet bei der Bestimmung von Kugelsternhaufen in M 31 und NGC 205 gute Dienste. Eine detaillierte Beschreibung dieses Kartenwerks ist unter [9] + [10] oder hier nachzulesen. Zunächst wurde aber noch mal G 63 eingestellt, welcher von Mitbeobachtern ebenfalls zweifelsfrei erkannt wurde. Ein stellares Objekt, welches meistens aber nur indirekt bei 432facher Vergrößerung zu sehen war. Schwierig ist die Sichtung, da der Kugelsternhaufen sich innerhalb der Galaxie befindet (scheinbar!) und somit der Kontrast vermindert wird. Der Himmel erlaubte höhere Vergrößerungen und so konnte das Kugelsternhaufenpärchen G 55/ G56 ins Visier genommen werden. Zusammen mit Frank Richardsen machte ich mich ans Werk. Bei Vergrößerungen bis 432fach war an der leicht zu lokalisierenden Stelle nichts zu sehen. Erst der Sprung auf 642fach zeigte eine kleine Aufhellung, welche nur indirekt, aber während der Hälfte der Beobachtungszeit sichtbar war. Die Aufhellung dürfte ein summiertes Bild der beiden stellaren Objekte gewesen sein. Eine Trennung war nicht möglich. Recherchen zu Haus ergaben, daß es sich bei G 55 vermutlich nicht, wie in [8] gelistet, um einen GC handelt (Stern?), da er in der aktuellen M 31 GC Liste [12] nicht geführt ist. Fehlidentifikation sind allerdings bei extragalaktischen GCs keine Seltenheit. Oft werden die vermeintlichen Kugelsternhaufen als Sterne, Hintergrundgalaxien oder H II Regionen enttarnt. G 56 scheint hingegen definitiv mit NGC 205 assoziiert zu sein. Er trägt auch den Namen Hubble VII. Nach neuesten photometrischen Untersuchungen ist G 56 17.2 mag v hell.

Ausschnitt aus “Atlas of the Andromeda Galaxy” von Paul W. Hodge

(Copyright © 1981 by the University of Washington Press)

Nicht gesehen:

Diese beschriebenen Sichtungen waren natürlich wieder von einigen fehlgeschlagenen Beobachtungsversuchen an anderen Objekten begleitet. So gelang es mir z.B. wieder nicht, Einzelsterne (ab ~17,5mag) in NGC 206, der große Sternenwolke in M 31, zu isolieren (wie ich jüngst erfahren habe, hat ein Amerikanischer Beobachter dies schon mit 16 Zoll geschafft). Jedoch spornen mich auch diese Negativsichtungen immer wieder an, es auch bei noch so exotischen Objekten visuell zu versuchen.

Literaturhinweise:

[1]  Moreno, M. A. und Lopez J.A.; Astr. & Astrophys.: 178, 319- 321 (1987)

[2] Hynes, Steven J.: Planetary Nebulae. Willmann - Bell Inc.

[3]  Veit, Klaus; interstellarum 5: Galaxien der Lokalen Gruppe Teil 1

[4]  Jäger, Thomas/ Lamprecht, Jürgen/ Putz, Dieter: Deep Sky Liste, Eigenverlag

[5]  Stoyan, Ronald; interstellarum 6: Galaxien der Lokalen Gruppe

[6]  Bohle, Jens: Magellan 2 : ITT 98 

[7]  Bohle, Jens; VdS Journal 2/2000 : Extragalaktische Kugelsternhaufen

[8]  Hodge, Paul W.: An Atlas of the Andromeda Galaxy

[9] http://nedwww.ipac.caltech.edu/level5/ANDROMEDA_Atlas/frames.html

[10]  Bohle, Jens; Magellan 8: ''Ein Stadtplan von M 31"

[11] http://www.beobachterforum.de (Magellan - Homepage)

[12] http://cfa-www.harvard.edu/~pbarmby/m31gc/m31gc.html

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