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Paul W. Hodge: Atlas of the Andromeda Galaxy- ein "Stadtplan" von M 31

Jens Bohle

Ein Stadtplan von M31- was meint er denn damit? Dies wird sich vielleicht mancher Leser fragen. Die regulären Sternkarten, wie zum Beispiel Uranometria oder Sky Atlas, sind den meisten Sternfreunden bekannt. Sie sind sozusagen die "Landkarten" des Sternenhimmels ohne die wir uns nur schwer bei unseren Beobachtungen zurecht finden würden. Der hier vorgestellte Atlas hat nur insofern etwas mit den regulären Sternkarten/ Atlanten gemein, als daß er zur Orientierung dient- zur Orientierung in unserer großen Nachbargalaxie M 31!  

Detailbeobachtungen der großen Galaxien sind einigen Sternfreunden sicher vertraut. So zum Beispiel die Beobachtung der großen H II- Regionen der Face-On Galaxien M 33 und M 101 oder die Beobachtung der Staubbänder und Sternassoziationen sowie Kugelsternhaufen in M 31. Oft braucht es nur etwas intensivere Betrachtung und etwas mehr Vergrößerung um diesen Galaxien mehr Informationen zu entlocken. Da mag man jetzt denken, daß es sicher eines "Riesenkübels" bedarf, um in diese Detailbeobachtung einzusteigen. Das dies nicht so ist, zeigen Berichte in [1], [9] und [2]. Eine Detailbeobachtung der HII Region NGC 604 in M 33 und des Sternhaufens NGC 206 in M 31 ist in [6] zu lesen. Bei solchen Beobachtungen von "Objekten im Objekt", ist natürlich eine detaillierte Karte hilfreich. Im Fall der Beobachtung von M 31 stellt der "Atlas of the Andromeda Galaxy" eine solche Hilfe dar.

Dieser Atlas ist eine Zusammenstellung 41 fotografischer Karten, welche die Andromeda-Galaxie in unterschiedlichen Auflösungen zeigen. Der Atlas umfasst insgesamt 79 Seiten und misst 23´ 22 cm. Somit ist das Kartenwerk am Teleskop leicht zu handhaben - ein Aspekt, den man während der nächtlichen Skytouren zu schätzen lernt. Nun, was erwartet den Benutzer des "Hodge"? Zunächst gibt der Autor Hinweise zu den Aufnahmen. Die verwendeten Teleskope, mit denen die Fotografien realisiert wurden, sind das 4m-Teleskop am Kitt Peak Observatorium und die 1,2 m Schmidt Kamera des Mt. Palomar Observatoriums. Des weiteren wird Auskunft über verwendetes Filmmaterial und Belichtungszeiten (25 Minuten auf IIaO am 4-Meter Teleskop und 10 Minuten auf 103aO an der Schmidt Kamera) gegeben. Die stellare Grenzgröße wird bei ~ 22 mag erreicht.

Der folgende Kartenteil (schwarze Objekte auf weißem Hintergrund) beginnt mit Übersichtsaufnahmen (Abb. 1). Diese Übersichtsaufnahmen (ca. 8 * 8 Grad), die mit der Palomar Schmidt Kamera gewonnen wurden, ermöglichen die Orientierung auf den eigentlichen Karten im Hauptteil da sie von entsprechenden Indexkarten überlagert sind. Da man sich sonst schnell in der Galaxie "verirrt", lernt man sie als Aufsuchhilfe schnell zu schätzen. Zur weiteren Orientierung sind noch die Himmelskoordinaten für das Äquinoktikum 1950.0 aufgetragen. Nach den Übersichtskarten folgen die eigentlichen Karten zur Identifizierung der Objekte. Bei den Objekten wird zwischen Kugelsternhaufen (G), offenen Sternhaufen (C), Sternassoziationen (A) und Dunkelwolken (D) unterschieden. Als Empfehlung möchte ich die Anfertigung eigener Schablonen des jeweiligen Teleskopgesichtsfeldes geben. So bekommt man eine Vorstellung über die Größenverhältnisse Karte / Gesichtsfeld.  

Abb. 1: Der Übersichtsteil (Copyright © 1981 by the University of Washington Press)

Nach den Übersichtsaufnahmen folgen nun die Kitt Peak-Aufnahmen, welche stark nachvergrößert abgebildet sind (Abb. 2). Diese zeigen nur die Zentralregion von Westen nach Osten in relativ hoher Auflösung bei 8,8 Bogensekunden pro Millimeter auf der Kartenseite. Bei dieser Auflösung erscheint z. B. der gigantische Sternhaufen NGC 206 im südlichen Teil von M 31 als reich strukturiert und in viele Einzelsterne "zerlegt". Die Tatsache, dass die hellsten Sterne in NGC 206 von 17,4ter Magnitude im Blauen sind, zeigt, dass dieser Part im Atlas weit jenseits der visuellen Möglichkeiten noch Informationen liefert. Hier findet z.B. der CCD-Anwender ein Betätigungsfeld.  

Abb. 2 (Copyright © 1981 by the University of Washington Press)

Nach den stark vergrößerten Ausschnitten der Plattenaufnahmen, folgt die komplette Aufnahmeserie der gesamten Galaxie in 1,05-facher Nachvergrößerung (Abb. 3). Dieser dritte Teil mit 17,4 Bogensekunden pro mm auf der Kartenseite, zeigt nur die Objekte der Galaxienperipherie, inklusive der beiden Satelliten M 32 und NGC 205. Diese Aufnahmeserie stellt den größten Anteil im Atlas dar.

Nach den Karten folgt ein Tabellenteil mit allen erfassten Einzelobjekten der Galaxie, sowie ein Verweis auf die entsprechenden Seiten im Atlas, auf denen die Objekte zu finden sind. Darüber hinaus gibt Hodge eine Klassifizierung der Offenen Sternhaufen nach Helligkeit, Größe und Anzahl der Haufenmitglieder. Dies ist ein Hinweis auf die Beobachtungsmöglichkeit der Sternhaufen.   

Abb. 3 (Copyright © 1981 by the University of Washington Press)

Als misslungen betrachte ich die Nomenklatur der Objekte im Kernbereich der Galaxie im hochaufgelösten Kartenteil. Da das Zentrum der Galaxie, wie auf den meisten Aufnahmen von M 31, völlig überbelichtet ist, sind die entsprechenden Markierungen im zentrumsnahen Bereich kaum lesbar (schwarze Buchstaben auf nahezu schwarzem Grund). Hier wären weiße Buchstaben und Zahlen sinnvoller gewesen. Ein weiterer negativer Punkt, welcher manchen Leser abschrecken wird, ist der sehr hohe Preis des Atlas; inklusive Porto und Zoll habe ich rund 160, - DM hinblättern müssen (1997 bestellt bei amazon.com ).

Mein Fazit: Der Atlas ist sicherlich kein Muss - aber für den Sternfreund, welcher Galaxien mag eine sehr interessante Lektüre, die Beobachtungsstoff für viele Nächte liefert.

 

Literaturhinweise:

[1]   Veit, Klaus: Kugelsternhaufen in M31, interstellarum 1

[2]   Skiff, Brian: All about M31, Deep Sky magazine 8

[3]   Eicher, David: Stars and Galaxies, Kalmbach Books, Waukesha- Wisconsin, 1992

[4]   Stoyan, Ronald: Galaxien der lokalen Gruppe Teil III, interstellarum 9

[5]   Stoyan, Ronald C. und Domenico, Andreas: Im Bann des Feuerrades, interstellarum 10

[6]   Bohle, Jens: ITT 98, Magellan 2

[7]   Skiff, Brian: Keep Looking Up!, Deep Sky Observer 9

[8]   Feitzinger, Johannes: Galaxien der Lokalen Gruppe, Sterne und Weltraum 1/99

[9]   Jäger, Thomas: Starhop zur Triangulum Galaxie, interstellarum 12

[10] Luginbuhl, Christian B. und Skiff, Brian: Observing Handbook and Catalogue of Deep Sky Objects, Cambridge University Press 1989

[11] Polakis, Tom: Observing the Local Group, Deep Sky magazine 36

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