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Extragalaktische Kugelsternhaufen

Jens Bohle

Kugelsternhaufen sind jene Sorte Deep Sky Objekte, welche auch dem astronomischen Laien immer wieder Freudenschreie entlocken, wenn er diese Objekte bei höherer Vergrößerung in einem mittelgroßen Amateurteleskop bestaunen kann. Nicht ohne Grund, denn einige Standard- oder "Vorzeigekugelsternhaufen" am Nordhimmel wie etwa M 13 oder M 3 sind sehr auffällig und hell. Sie stehen dem Anblick einer gelungenen Fotografie, dieser Vergleich wird unweigerlich immer wieder gemacht, oft kaum nach. Im folgenden Bericht möchte ich allerdings kompakte Sternansammlungen außerhalb unserer Heimatgalaxie vorstellen. Einige Objekte habe ich bereits selbst beobachtet, andere möchte ich als potentielle Beobachtungsziele nennen. Diese Objekte sind nach ihrem Aussehen weit weniger spektakulär als die galaktischen Kugelsternhaufen, doch ist deren visuelle Beobachtung nach meiner Ansicht aber nicht minder faszinierend.  

Kugelsternhaufen in M 31

Bereits 1932 hat Edwin Hubble in [1] einen Katalog von 140 Einzelobjekten in M 31 vorgestellt. Er nannte sie "nebulous objects in M 31". Er ordnete die meisten Objekte aufgrund ihrer Form, Helligkeit, Struktur und Größe den Kugelsternhaufen zu. Heute sind viele andere Objekte wie etwa HII-Regionen, Planetarische Nebel, Supernovareste, Offene Sternhaufen etc. als Einzelobjekte in M 31 erkannt und bereits mehrfach untersucht worden. Allein die Kugelsternhaufen belaufen sich in ihrer Anzahl auf über 300 (+/- 50) Objekte. Sie sind auch die am einfachsten zu beobachtenden Einzelobjekte in M 31 und deren Beobachtung längst keine Domäne der Profis mehr. Trotz ihrer großen Entfernung (rund 100mal weiter entfernt als beispielsweise M 13) ist es vielen Amateurastronomen möglich, einige dieser Objekte zu beobachten. Die Veröffentlichungen [2] und [3] zeigen, dass der Amateur viele Kugelsternhaufen oder sogar Offene Sternhaufen in M 31 zu beobachten vermag. Die Beobachtungen der M 31 Kugelsternhaufen in [2], welche mit einem 60cm Teleskop durchgeführt wurden, könnten Anlass zur Vermutung geben, dass ein großes Teleskop die Voraussetzung für derartige Beobachtungen sei. Das ist bei einigen Objekten jedoch nicht der Fall, denn die Detailbeobachtungen der Andromedagalaxie respektive der Kugelsternhaufen in M 31 erfordern kein gigantisches optisches Equipment. Das zeigen exemplarisch die Beobachtungen in [4] und [5] welche mit Teleskopen von 25 bzw. 20 cm Öffnung gemacht wurden. Ein Grund für die Beobachtungsmöglichkeiten mit durchschnittlichen Teleskopöffnungen ist natürlich die Helligkeit dieser Objekte. Allein zehn Kugelsternhaufen sind visuell 15te Größe oder heller! Hier die hellsten vier Objekte:

G 1       13,7 mag v                               G 76     14,3 mag v

G 280    14,2 mag v                               G 78     14,3 mag v

Ein weiterer Grund für gute Beobachtungsmöglichkeiten ist die räumliche Verteilung der M 31 Kugelsternhaufen. Sie bilden, genau wie in unserer Milchstraße, einen Halo um die Muttergalaxie. Dies erleichtert ihre visuelle Beobachtung, da sie nicht im hellsten "glow" aus unaufgelösten Sternen der Galaxie "ertrinken". Sie haben ausreichend Distanz zur Galaxie (wie wir später sehen werden, ist dies bei anderen Galaxien nicht der Fall). Das beste Beispiel einer recht großen Distanz ist wohl G 1, der über 2,5° entfernt vom Galaxienzentrum zu finden ist und schon im 20cm als stellares Objekt gesehen werden kann [6]. 

   

G 1 im 50cm-Newton bei 432facher Vergrößerung. Felddurchmesser 9 Bogenminuten

In den meisten Fällen erscheinen die Kugelsternhaufen in M 31 dem visuellen Beobachter nur als stellare Objekte. Einige sind aber durchaus flächig wahrnehmbar. Die flächenmäßig größeren Kugelsternhaufen befinden sich in den äußeren Bereichen der Galaxie. Hier wirkt die Gravitation der Galaxie nicht so intensiv. Näher am Kern gelegen Kugelsternhaufen zeigen das Gegenteil- sie sind kompakter. Ein Zustand der auch in unserer Galaxie herrscht. Sternfreunde, die Zugang zu größeren Teleskopen haben, sollten den flächigen Charakter einiger Objekte visuell beobachten können. Als Beispiel aus eigener Erfahrung möchte ich den Kugelsternhaufen G 233 (15,4 mag V mit ~2,6" Durchmesser) anführen, den ich eher rein zufällig bei einem anderen Beobachtungsprogramm (H  II Regionen in M 31) beobachtet habe. Die Position von G 233 ist die südliche Peripherie von M 31, knapp 1,5 Bogenminuten südöstlich eines 11 mag Sterns. Bei meinen Beobachtungen mit einem 50cm Teleskop konnte ich bei 432facher Vergrößerung und optimaler Kulmination diesen Kugelsternhaufen als flächigen Schimmer direkt sehen. Bei intensiverer Betrachtung war sogar ein geringfügig hellerer Zentralbereich indirekt  (- 50% der Zeit) sichtbar! (Abb. 3) Bei den helleren Kugelsternhaufen wie z. B. G 78 und G 1 kann man das flächige Erscheinungsbild besser beobachten [6]+[7].

 

G 233 und sein schwächerer Nachbar G 231. Eindruck bei 432facher Vergrößerung an einem 50cm-Teleskop. Felddurchmesser 9 Bogenminuten.

Als absolutes Standardwerk zur Beobachtung diverser Details in M 31, dazu zählen neben den Kugelsternhaufen auch Offene Sternhaufen oder Sternwolken, möchte ich den "Atlas of the Andromeda Galaxy" von Paul Hodge [8] nennen. Dieser Atlas ist eine Zusammenstellung 41 fotografischer Karten, welche die Andromedagalaxie in unterschiedlichen Auflösungen zeigen. Die verwendeten Teleskope, mit denen die Fotografien im Jahre 1974 realisiert wurden, sind das 4m-Teleskop am Kitt Peak Observatorium und die 1, 2m- Schmidt Kamera des Mt. Palomar Observatoriums (Belichtungszeiten: 25 Minuten auf IIaO hinter GG 385 Filter am 4- Meter Teleskop und 10 Minuten auf 103aO an der Schmidt Kamera). Die Auflösung der Karten beträgt 8,8'' und 17,4'' pro mm. Hier sind die einzelnen Objekte mit G für Kugelsternhaufen, C für Offene Sternhaufen und A für stellare Assoziationen (Sternwolken) gekennzeichnet. Mittlerweile ist dieser Atlas aber auch online unter [9] zugänglich. Mehr über den Atlas gibt es hier.

In dem Atlas sind 355 Kugelsternhaufen gelistet. Jedoch weiß man inzwischen, dass es sich dabei um einige Fehlidentifikationen handelt. Die Zuordnung der Objekte wird zwar durch die räumliche Nähe von M 31 einerseits begünstigt (viele Objekte erscheinen deutlich flächig), jedoch macht die Neigung zur Sichtlinie wie im Falle von M 31 (i = ~ 78°) die Sache etwas schwieriger. Einige der "Kugelsternhaufen" sind mittlerweile als Sterne, H II Regionen oder sogar als schwache Hintergrundgalaxien klassifiziert worden. So sind z. B. die Objekte G 85, G 137, G 270, G 324 und G 253 nun als H II Regionen eingestuft. Das Objekt G 145 ist eine Seyfert- Galaxie, G 99 ebenfalls eine Galaxie. G 100, G 289, G 325 scheinen nur einzelne Sterne zu sein. Es sind in [10] insgesamt 59 Objekte aufgeführt, die mittlerweile neu zugeordnet wurden. Eine aktuelle Gesamtaufstellung verschiedenster Daten zu den Kugelsternhaufen und Auflistung weiterer Nicht- Kugelsternhaufen (gut 200 Objekte) in M 31 gibt [11]. Wie wir später im Text sehen werden, ist die zweifelsfreie Zuordnung der Sternhaufen als Kugelsternhaufen bei den weit entfernten Galaxien sehr kompliziert und nicht immer möglich. 

Kugelsternhaufen in NGC 205

Verlassen wir nun die große Spirale und gehen zu NGC 205 (M 110). Diese Galaxie, welche neben neun anderen Galaxien zur M 31-Gruppe gehört, ist ja bereits bei einem flüchtigen Blick mit kleinen Teleskopen oder mittels Feldstecher an der Nordseite der großen Spirale zu finden. Im Gegensatz zu M 32 sind auch in diesem "Satelliten" Kugelsternhaufen gefunden worden. Diese sind zum Teil sogar dem Sternfreund visuell zugänglich. In [12] sind acht Kugelsternhaufen gelistet die mit NGC 205 assoziiert sind (bis hinunter zu 18,5mag v) und die als recht alte Objekte gelten (außer Hubble 5). Nach [12] ergibt sich für Kugelsternhaufen in NGC 205 folgende Aufstellung (die Helligkeiten sind nach [11] korrigiert):  

Hubble 1           16,6 mag v                               Hubble 5           16,0 mag v

Hubble 2           15,6 mag v                              Hubble 6           17,9 mag v

Hubble 3           14,9 mag v                              Hubble 7           17,3 mag v

Hubble 4           18,3 mag v                              Hubble 8           16,6 mag v  

Sehr weit (etwas mehr als 1°) von NGC 205 entfernt befindet sich noch G 11 (16,8 mag v) der mittlerweile ebenfalls als Mitglied von NGC 205 angesehen wird. Nicht sicher ist die Zugehörigkeit von G 9 , der 16,0 mag v hell ist und ebenfalls sich weit außerhalb der Galaxie NGC 205 befindet.

Nun stellt sich die Frage, welche der Kugelsternhaufen sind mit Amateurinstrumenten zu beobachten? Als visuell relativ einfach zugänglich gilt der Kugelsternhaufen Hubble 3 (G 73 im Hodge- Atlas) mit "verlockenden" 14,9 mag v. Auch hier könnte man mit 20- 25 cm Öffnung schon Erfolg haben. In größeren Geräten ist dieses Objekt natürlich leicht zu erkennen. In meinem 50cm Teleskop zeigte sich Hubble 3 schon bei 214fach direkt ohne Schwierigkeiten als stellares Objekt. Der Kugelsternhaufen befindet sich gut 10 Bogenminuten vom Galaxienkern, außerhalb des Leuchtens der Galaxie, entfernt. Neben Hubble 3 erscheint angesichts der Helligkeit von 16,0 mag Hubble 5 als gutes Ziel, jedoch befindet er sich in Kernnähe und ist damit recht schwierig zu erfassen. Dieses Objekt konnte von mir nach ersten Versuchen nicht gesehen werden. Mehr Glück hatte ich bei Hubble 2 (G 63 ), den man im südöstlichen Teil der Galaxie findet. Mit Vergrößerungen ab 324fach (besser mit 432fach) konnte ich bei einer stellaren Grenzgröße in And bei ~6,1mag (obwohl bei solchen Beobachtungen eher das Seeing entscheidet!) diesen Kugelsternhaufen nur indirekt (-50% der Zeit) bei optimaler Kulmination sehen (Abb.4). Schwierig ist die Sichtung durch die Tatsache, dass sich der Kugelsternhaufen ebenfalls noch im "glow" der Galaxie befindet, was stark kontrastmindernd wirkt.  

NGC 205 mit G 63 (Markierung) in einem 50cm-Teleskop bei 324facher Vergrößerung.

Kugelsternhaufen in NGC 147 und NGC 185

Weitere Galaxien der M 31 Gruppe sind NGC 185 und NGC 147. Die Galaxien selbst, welche ca. 7° nördlich von M 31 im Sternbild Cassiopeia zu finden sind, können ebenfalls in kleinen Teleskopen oder im größeren Feldstecher sicher erkannt werden, was angesichts der Helligkeiten von 9, 2 mag (NGC 185) und 9, 5 mag (NGC 147) auch kein Problem sein sollte. Auch mit diesen Galaxien sind Kugelsternhaufen assoziiert. Diese Objekte bleiben allerdings den größeren Optiken vorbehalten. In [13] findet man Aufsuchkarten für die Kugelsternhaufen in den Galaxien.

Bereits bei der Entdeckung von NGC 147 durch Baade im Jahre 1944 [14], wurden zwei Kugelsternhaufen von dem Forscher entdeckt. Weiterhin erwähnte Baade ein sternähnliches Gebilde nahe der Mitte der Galaxie. Dieses Gebilde sollte sich später als Kugelsternhaufen Hodge 1 entpuppen, nachdem Paul Hodge im Jahre 1976 auf hochaufgelösten Fotografien des Mt. Palomar 5m Teleskops Einzelsterne in diesem (und in den anderen von Baade zuvor entdeckten Kugelsternhaufen) erkennen konnte [15]. Somit war sicher, dass es sich bei dem sternähnlichen Gebilde nicht, wie zuvor vermutet, um das Galaxienzentrum handeln kann. Zumal ist das Objekt etwa 15 Bogensekunden vom Zentrum entfernt. Bei diesen Untersuchungen fand Hodge sogar einen schwachen vierten Kugelsternhaufen.

In [12] sind visuelle Helligkeiten der Kugelsternhaufen Hodge 1 und Hodge 3 gegeben. Sie sind allerdings nur 17 bzw. 17,7 mag v hell und allein deshalb schwer visuell zu erhaschen. Größte Chancen hätte man unter guten Bedingungen vermutlich bei Hodge 3, der am Südrand der Galaxie zu finden ist und mit 17,0 mag v größeren Amateurteleskopen (>45cm) zugänglich sein könnte. Kaum eine Chance dagegen besteht bei dem bereits erwähnten Hodge 1, der sich nur wenige Bogensekunden nördlich des Galaxienzentrums im hellsten Bereich befindet (Abb. 5). Ein Blick auf die Karte in [13] lässt nicht auf eine Beobachtungsmöglichkeit der anderen Kugelsternhaufen mit Teleskopen bis 50 cm schließen.

Etwas mehr Beobachtungserfolg ist bei NGC 185 zu erwarten. Hier waren ursprünglich sechs Kugelsternhaufen bekannt. Nach neueren Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass Hodge 2 eine Galaxie ist (16,5 mag v). So bleiben fünf Kugelsternhaufen übrig. Im Jahre 1977 haben die Forscher Ford, Jacoby und Jenner (FJJ) der University of California nach Planetarischen Nebeln in NGC 147 und NGC 185 gesucht und des weiteren Untersuchungen einer eventuellen gravitativen Bindung dieser beiden Systeme durchgeführt (dies ist offensichtlich nicht der Fall). Sie fanden übrigens jeweils fünf PNs in den Galaxien. Als "Nebenprodukt" sind bei der Durchmusterung von fotografischen Platten der beiden Galaxien (gewonnen am 3,05m Teleskop des Lick Observatoriums) in NGC 185 fünf Kugelsternhaufen im Appendix ihrer Arbeit incl. Koordinaten katalogisiert worden [13]. In [12] finden man eine Aufstellung nebst Helligkeitsangabe:

FJJ 1     18,4 mag V

 FJJ 4     19,0 mag V  

FJJ 2     19,7 mag V

 FJJ 5     16,7mag V 

FJJ 3     16,8 mag V

Ein Blick auf die Helligkeiten zeigt auch hier wieder, daß die Sichtung nur an größeren Teleskopen visuell möglich ist. Für die Kugelsternhaufen gibt ebenfalls [13] eine brauchbare Aufsuchkarte. Dort wird schnell ersichtlich, daß die Kugelsternhaufen nicht, wie im Falle von NGC 147, eng an der Galaxie stehen, sondern vielmehr in einem Radius von 1,5 bis 3 Bogenminuten um die Galaxie verteilt sind. Als Ausnahme gilt FJJ 3 , der sich nur wenige Bogensekunden östlich, nahe der Peripherie befindet.

Als positive Sichtung kann ich die hellsten Kugelsternhaufen, FJJ 5 und FJJ 3, vorweisen. Die Beobachtung wurde allerdings bei unterdurchschnittlichen Bedingungen durchgeführt, womit das sehr magere Ergebnis wohl erklärt werden kann. Unter einem ~6 mag Himmel und nicht ganz zufriedenstellendem Seeing konnte ich diese Objekte bei Vergrößerungen von 432fach und 644fach nur zeitweise (-50% der Zeit) erkennen. FJJ 5 war als schwaches Sternchen ca. drei Bogenminunten nordöstlich von NGC 185 bei konzentrierter Beobachtung erkennen. Der Kugelsternhaufen bildet ein gleichseitiges Dreieck mit zwei ~16mag Sternen. Finnische Beobachter haben bessere Beobachtungsergebnisse mit einem 63,5 cm Teleskop bei 430fach erzielt. Hier waren die Beobachtungsbedingungen allerdings besser (fst +6,3 mag). Von einem der Beobachter ist auch eine unsichere Sichtung von FJJ 3 vermerkt. FJJ 3 zeigte sich in meinem 50cm-Teleskop als stellares Objekt an der Peripherie der Galaxie. Indirektes sehen ist notwendig.  

FJJ 5 in 50cm-Newton bei 432facher Vergrößerung. Größe des Feldes: 9 Bogenminuten

FJJ 3 bei 432facher Vergrößerung und 9 Bogenminuten Felddurchmesser 

Sternhaufen in NGC 1569

Zur IC 342 Gruppe gehört die Galaxie NGC 1569 (VII Zw oder Arp 210) im Sternbild Giraffe, die etwa 200kpc von IC 342 entfernt ist. NGC 1569 ist ca. 11 mag v hell und 2,9' x 1,5' groß. In einer so scheinbar kleinen Galaxie, die bisher vorgestellten Galaxien waren allesamt recht großflächige Objekte, würde man eigentlich keine mit Amateurfernrohren beobachtbaren Kugelsternhaufen vermuten. Das es doch möglich ist solche Objekte in NGC 1569 zu beobachten zeigt ein Artikel in [16]. In der ca. 15 Millionen Jahre alten Galaxie NGC 1569 sind zwei außergewöhnlich leuchtkräftige Sternhaufen involviert, die ich gestützt durch [17] [19] [20], als recht junge, im Entstehen begriffene Kugelsternhaufen (-konglomerate) hier als Beobachtungsobjekte nennen möchte. Deren absolute Helligkeit liegt bei ca. -14 mag. Sie sind somit rund 2,5 mal heller als Sternhaufen in M 31 oder unserer eigenen Galaxie. Diese Objekte wurden im Jahre 1971 von H.D. Ables entdeckt (Leider stand mir dieses Werk bei der Vorbereitung zu diesem Bericht nicht zur Verfügung womit ich keine weiteren Angaben zur Entdeckung machen kann). Die Objekte sind als NGC 1569 A und 1569 B gelistet. NGC 1569 ist aufgrund ihrer starken Sternentstehungsaktivitäten in der Vergangenheit recht ungewöhnlich, da man bei anderen irregulären Galaxien diese enormen Aktivitäten selten findet. Interessant für die Profiastronomen ist die relative räumliche Nähe der Galaxie die sich etwa in 2, 2 Mpc (+/- 0, 6) Entfernung von uns befindet [17]. Die Entstehung dieser Supersternhaufen A und B vor etwa 10 Mill. Jahren datiert das aktivste Stadium der Starburst-Galaxie. Zwar sind auch nach dieser Zeit noch Sternentstehungsprozesse in der Galaxie zu beobachten. Vornehmlich geschieht dies in der prominentesten H II Region (C) westlich der Haufens,  jedoch sind diese Prozesse weit weniger spektakulär. Einen ähnlichen, allerdings noch helleren super star cluster findet man in der Galaxie NGC 1705 (1705- 1) im Sternbild Pictor, der aber von nördlichen Gefilden unbeobachtbar bleibt. In Spiralgalaxien hat man derartige leuchtkräftige Sternhaufen bisher noch nicht beobachtet [17]. In jüngerer Zeit hat man noch ein drittes derartiges Objekt in NGC 1569 entdeckt. Dieser haufen, NGC 1569 C, ist allerdings gut zwei Größenklassenklassen lichtschwächer was ihn daher sehr schwer beobachtbar machen dürfte. Doch nun zu den visuellen Beobachtungsmöglichkeiten für Sternfreunde. Hier die Helligkeiten dieser ungewöhnlichen Objekte.

NGC 1569 A       14,8 mag v

NGC 1569 B       15,5 mag v

Die scheinbaren Helligkeiten der Komponenten suggerieren Beobachtungsmöglichkeiten mit mittelgroßen Amateuroptiken (~25cm). Aber auch hier stehen die Kugelsternhaufen nahe des hellsten Bereiches der Galaxie. Dieser befindet sich nicht genau in der Mitte, sondern vielmehr im westlichen Drittel von NGC 1569. Somit wird auch hier die Sichtung erheblich erschwert. Mir sind neben meiner eigenen Sichtung zwei weitere visuelle Beobachtungen bekannt, die mit einem 45cm und 60cm Teleskop gemacht wurden. Mit 45cm war allerdings nur die hellere Komponente sicher zu sehen. Im 60cm Teleskop wurden beide Komponenten direkt gesichtet. Ich empfand die simultane Sichtung beider Komponenten als recht anspruchsvoll. 1569 B konnte ich nur indirekt (+ 50% der Zeit) bei 432facher Vergrößerung wahrnehmen. Beide Objekte stellen sich als ostwest-elongiertes Sternpaar dar. Die Beobachtung machte ich unter einem 6,1 mag Himmel im "Zielgebiet". Unter besseren Beobachtungsbedingungen und höherer Vergrößerung sollte die direkte Sichtung beider Komponenten mit einem 50cm Teleskop möglich sein. Ebenso wage ich die Vermutung, dass die hellere Komponente unter guten Bedingungen bereits mit 40 cm Öffnung erkennbar ist.

NGC 1569 A/ B mit einem 50cm-Teleskop bei 432facher Vergrößerung. Gesichtsfelddurchmesser 12'

Kugelsternhaufen in NGC 2403

Zur M 81 Gruppe wird die bekannte, schon in kleinen Optiken sichtbare NGC 2403 gezählt. Auch hier sind Kugelsternhaufen visuell zu beobachten. Allerdings werden sich nur Besitzer größerer Teleskope (ab 50cm), das gilt in diesem Fall besonders, erfolgreich herantasten können. Eine visuelle Beobachtung dieser recht schwachen, meines Wissens in Amateurkreisen bisher noch nicht gezielt beobachteten Kugelsternhaufen ist sicherlich eine absolute Herausforderung und konnte von mir auch noch nicht erfolgreich durchgeführt werden.

Den Hinweis über eine eventuelle Beobachtungsmöglichkeit gab mir der Artikel "Observing the M 81 local group of Galaxis" [21], der in einem Satz nebenbei auf diese Kugelsternhaufen verweist. In [22] werden 20 Objekte in dieser Galaxie näher untersucht die als Kugelsternhaufen in Frage kommen könnten. Diese Untersuchungen basieren auf fotografischen Aufnahmen (B und V) die mit dem 152cm-Teleskop der Sternwarte Loiano (Italien) entstanden. Die Forscher untersuchten, bzw. selektierten auf ihren Fotografien Objekte heller als 20 mag v  in einem bestimmten Feld um die Galaxie. Dabei stellte sich die bereits bekannte Problematik der genauen Abgrenzung bzw. Unterscheidung zu Hintergrundgalaxien bzw. Offenen Sternhaufen ein. Nach weiteren Spektraluntersuchungen konnten einige der verdächtigen Objekte recht sicher als Offene Sternhaufen und nicht wie vermutet als Kugelsternhaufen klassifiziert werden. Weiterhin ist das Objekt F 21 (18,66 mag v) aufgrund seiner starken Rötung sicher als Galaxie erkannt worden. Da keine genaueren Hinweise online verfügbar waren, möchte ich hier eine Aufstellung der fotografischen Helligkeiten der Objekte geben, die vermutlich zu den Kugelsternhaufen zählen.

C 4       18,01 mag v

F 6       17,86 mag v

F 28      18,03 mag v

Die Kugelsternhaufen-Kandidaten um NGC 2403. Quelle: Battistini et al., A & A 130, 162 : Globular cluster candidates in the spiral galaxy NGC 2403 (1984)

Bei dem Objekt C 4 handelt es sicher um einen Kugelsternhaufen, da in [22] genaue photometrische Messungen präsentiert werden, die darauf hinweisen. In der Literatur findet man zu den Kugelsternhaufen um NGC 2403 wenig Material da diese Objekte noch nicht ausreichend untersucht wurden.

Kugelsternhaufen in WLM System

Weniger bekannt ist, daß im WLM-System (Cetus) ebenfalls ein Kugelsternhaufen visuell zu beobachten ist. Das Wolf – Lundmark – Melotte-Sytem ist eine Galaxie unserer Lokalen Gruppe (ca. 960kpc entfernt) Dies wurde bereits Ende der 60ger Jahre erkannt. Erstmalig erwähnt ist dieses Objekt von M. Wolf in [24] nachdem er die Galaxie auf fotografischen Platten, welche im Frühjahr 1909 von Lorenz mit einer 15cm Kamera gemacht wurden, entdeckt hatte. Die Forscher Melotte und Lundmark haben, wenn auch einige Jahre später (1926), ebenfalls diese Galaxie auf fotografischen Aufnahmen gesehen. Lundmark erwähnt übrigens schon damals die Ähnlichkeit mit NGC 6822 . Das WLM-System kann vom Amateur schon mit 20 cm Öffnung gesichtet werden [23]. Die scheinbare visuelle Flächenhelligkeit dieses Objekts liegt bei ca. 14,9 mag. Dies resultiert aus der scheinbaren Größe von 10,2 zu 4,2 Bogenminuten und einer visuellen Helligkeit von 11,0 mag.

Als gesichert gilt die Existenz eines Kugelsternhaufens in dieser Galaxie (ein zweites Objekt mit ~19ter Größe wird als Kugelsternhaufen vermutet). Dieser ist mit 16,1 mag v sicherlich mit Amateurequipment zu beobachten. Einen Hinweis und zugleich eine Aufsuchkarte findet man in [25]. Der Kugesternhaufen wurde von Humason im Jahre 1956 [26] durch spektrale Messungen erstmalig als solcher identifiziert. Die Existenz dieses Kugelsternhaufens ist neben der ermittelten Magnitude der hellsten Einzelsterne in WLM (~18 mag b) sowie Geschwindigkeitsmessungen der Galaxie ein Hinweis auf deren räumlicher Nähe. Eigene Beobachtungen dieser Galaxie kann ich leider nicht vorweisen, doch es gibt verlässliche Sichtungen amerikanischer Beobachter. Unter einem ~6mag Himmel in der Region um WLM konnte der Kugelsternhaufen eindeutig in einem 45cm Teleskop bei etwa 320facher Vergrößerung erkannt werden. Ein Stern mit ca. 14,5 mag v steht nördlich des Kugelsternhaufens. Dieser dürfte als Orientierungspunkt dienen. Weitere Kugelsternhaufen sind in WLM nicht bekannt. Dies gilt übrigens auch für die bereits erwähnte NGC 6822 (Barnard´s Galaxie), in der auch nur ein Kugelsternhaufen entdeckt wurde. Als Literaturempfehlung möchte ich noch [27] nennen, da hier auch noch mal die Problematik bei der Identifizierung der Kugelsternhaufen bzw. der Unterscheidung zu Offenen Sternhaufen behandelt wird. Einen ausführlichen Bericht nebst Zeichnung zum WLM-System finden Sie hier

Der Kugelsternhaufen WLM 1 auf einer POSS - Aufnahme

Zusammenfassung

Die hier gezeigten Beispiele sind eine persönliche Auswahl all jener Galaxien, in denen extragalaktische Kugelsternhaufen für den versierten Sternfreund mit Zugang zu größerem optischen Gerät visuell zu beobachten sind. Ergänzend könnten hier noch weitere Galaxien aufgeführt werden, in denen solche Objekte beobachtbar wären. Recht einfach und als Einstieg in diese Materie dürfte das Kugelsternhaufensystem des Fornax Dwarfs sein (insgesamt fünf Mitglieder). Dessen hellstes Mitglied sogar eine NGC Nummer trägt (NGC 1049) und 12,9 mag v hell und 0,4 Bogenminuten groß ist. Des weiteren sind auch in M 33 Kugelsternhaufen beobachtbar, die aber schon wieder größeres Equipment erfordern. Nach [28] sind dort 27 vermutliche Kugelsternhaufen gezählt worden. Die Helligkeiten dieser Objekte bewegen sich im Bereich von ~17bis ~ 18 mag. Summa summarum hat man heute bisher in 60 Galaxien Kugelsternhaufen entdeckt. Die Schwierigkeit der klaren Identifikation als Kugelsternhaufen liegt, insbesondere bei den entfernteren Galaxien, in der Verwechslungsgefahr mit offenen Sternhaufen. Im Text habe ich auf solche Fehlidentifikationen hingewiesen. Sehr grundlegend informiert [29] über extragalaktische Kugelsternhaufen. Dieser Artikel ist auch unter [30] online verfügbar und beinhaltet eine Zusammenfassung bisheriger Erkenntnisse zu dieser Thematik.

Die gezeigten Beispiele sind in den meisten Fällen, wie ich bereits mehrfach erwähnte, nur Sternfreunden mit größeren Teleskopen visuell zugänglich. Da aber der Trend zu großen Teleskopen eindeutig zunimmt, schieben sich die Grenzen des "visuell Machbaren" immer weiter hinaus. Auch haben wir heute Zugang zu einer ungeheuren Vielfalt an Informationsquellen für die Realisierung eigener, individueller visueller Beobachtungsprojekte. Somit ist der Weg für immer neue, ungewöhnliche Beobachtungen geebnet und die Möglichkeit die ausgetreten Pfade zu verlassen m. E. einfacher denn je.

 

Literaturhinweise

  [1] Hubble, Edwin; Ap J 76, 44: Nebolous Objects in M 31 provisionally identified as globular clusters (1932)

  [2] Skiff, Brian; Deep Sky Magazine # 8: All about M 31

  [3] Higgins, David; Deep Sky Magazine # 32: The M 31 globular system

  [4] Büchner, Michael und Niebling, Frank; Sternzeit 2 /93: Kugelsternhaufen in M 31

  [5] Veit, Klaus; interstellarum 1: Kugelsternhaufen in M 31

  [6] Veit, Klaus; interstellarum 12: G1 visuell

  [7] Stoyan, Ronald C.; interstellarum 9: Galaxien der Lokalen Gruppe Teil III

  [8] Hodge, Paul W.: Atlas of the Andromeda Galaxy / University of Washington Press 1980

  [9] Nasa Extragalactic Database, Level 5 http://nedwww.ipac.caltech.edu/level5/ANDROMEDA_Atlas/frames.html

[10] Crampton, D., Cowley, A. P., Schade, D., & Chayer, P.; Ap J 288, 494-513: The M 31 globular cluster system (1985)

[11] http://cfa-www.harvard.edu/~pbarmby/m31gc/m31gc.html

[12] DA COSTA, G. S. and MOULD J. R.; Ap J, 334, 159-174: The globular clusters of the dwarf elliptical galaxies NGC 147/ NGC 185 and NGC 205 (1988)

[13] FORD H.C., JACOBY, G. and JENNER D. C.; Ap J 213, 18-26: Planetary nebulae in local group galaxies (1977)

[14] Baade, W.; Ap J 100, 147: NGC 147 and NGC 185, two new members of the local group of galaxis (1944)

[15] Hodge, Paul W. ; A J, 81, 25: The structure of NGC 147 (1976)

[16] Bohle, Jens; MAGELLAN # 5: NGC 1569 A/ B- zwei Supercluster

[17] Greve, A., Becker, R., Johansson, L. E. B. and MC Keith, C.D.; A & A, 312, 391: NGC 1569- The molecular and ionized gas near the superluminous star clusters NGC 1569 A/ B (1996)

[18] Waller, H.; Ap J, 370, 144: Relics of an eruptive starburst in NGC 1569 (1991)

[19] Sternberg, Amiel, Ap J 506, 724: The Initial Mass Functions in the Super-Star Clusters NGC 1569A and NGC 1705-1 (1998)

[20] J. Franco, R. Terlevich, & G. Tenorio-Tagle.Rev. Mexicana Astron. Astrofis. Conf., 6, 5 (1996):Proceedings of Starburst Activity in Galaxies http://nedwww.ipac.caltech.edu/level5/LHo2/frames.html

[21] Polakis, Tom; Deep sky magazine: Observing the local group of galaxies

[22] Battistini et al., A & A 130, 162 : Globular cluster candidates in the spiral galaxy NGC 2403 (1984)

[23] Veit, Klaus; interstellarum 5: Galaxien der Lokalen Gruppe Teil II

[24] Wolf, M.; Astronomische Nachrichten 183, 187 , (1909)

[25] Sandage, A., Carlson, G.; A J 90, 90: The brightset stars in nearby galaxies VI, Cepheids and the brightest stars         in WLM.

[26] Humason, M. L., Mayall, N. U., Sandage, A.; A J 61, 97:Redshifts and magnitudes of extragalactic nebula

[27] Hodge, P., PASP 100, 568: Star clusters in galaxies, 1988

[28] Christian, C. A., Schommer R. A.; A J 95, 704: BVI photometry of star clusters in M 33

[29] Harris, W.E., Annu. Rev. Astron. Astrophys.. 29, 543-79: Globular cluster systems in galaxies beyond the local group (1991)

[30] http://nedwww.ipac.caltech.edu/level5/Harris/Harris_contents.html

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